Die Zukunft der Logistik ist digital und antifragil. Und sie ist nachhaltig. Diese Einschätzungen stecken im Kern unserer Identität als NG.network und bilden die Grundlage unserer strategischen Ausrichtung. Zusammen mit unseren Gesellschaftern rücken wir anlässlich des ersten World Sustainable Transport Day, den die United Nations im Mai dieses Jahres in einem Beschluss verabschiedeten, Nachhaltigkeitsprojekte im Netzwerk in den Fokus.

Der weltweite Tag des nachhaltigen Transports

Im Beschluss zum Welttag fordert die Generalversammlung der UN dazu auf, über nachhaltigen Transport aufzuklären und zu informieren. Und ermutigt, innezuhalten, nachzudenken und zu reflektieren, wie wichtig Transport für unser tägliches Leben und unsere Gesellschaft ist. Denn laut WEF-Studien verursachen Transport und Logistik mehr als 5,5 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit, Tendenz steigend.

So liegt der Anteil des Autos am motorisierten Personenverkehr in Deutschland mit 88 Prozent sogar über dem EU-Durchschnitt von 85 Prozent. Der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel liegt laut dem statistischen Bundesamt bei 11 Prozent. Im Individualverkehr ergeben sich demnach große Potenziale für mehr Nachhaltigkeit: Die UN errechnet, dass jede Person, die komplett autofrei lebt, rund 3,6 Tonnen beim eigenen CO2-Fußabdruck – der im Durchschnitt 5,9 Tonnen beträgt – einsparen kann.

Wie aber sieht es im Güterverkehr aus? In der EU lag der Anteil der Tonnenkilometer nach Verkehrsträger 2021 zu 77 Prozent beim Straßentransport. Der Anteil der Schiene am Güterverkehr liegt in Deutschland 2023 mit 19 Prozent leicht über dem EU-Durchschnitt (17%; Destatis). Bis zum Jahr 2030 möchte die Bundesregierung diesen Anteil auf 25 Prozent erhöhen.

Nachhaltiger Straßentransport

Wie aber wird auch der Straßentransport, über den bei weitem der größte Teil der Güter in Deutschland und dem Rest der Welt bewegt wird, nachhaltiger? Im ersten Schritt setzen wir auf eine umfassende digitale Transformation unserer zentralen Steuerung. Über die KI-gestützte Netzwerksimulation optimieren wir Gebietszuschnitte, um Nachlauf- beziehungsweise Zustellkilometer konsequent einzusparen. Der Ausschuss Produktentwicklung beschäftigt sich fokussiert unserer nachhaltigen Ausrichtung und bündelt Themen aus den Betrieben, um Synergien zu erzeugen. Aktuell beschäftigen wir uns besonders intensiv mit den Themen Peak-Shaving und der Routenoptimierung, auch im Bereich der Linienverkehre. 

Im Netzwerk testen unsere Gesellschafter außerdem vielversprechende Lösungsansätze und haben zahlreiche effektive Maßnahmen bereits umgesetzt. Im Folgenden stellen wir einige der innovativen Projekte vor. 

Hellmann: Runter von der Straße

Für Hellmann Worldwide Logistics steht die transparente Berechnung aller direkten und indirekten Emissionen an erster Stelle. Diese konnten bereits durch die Umstellung auf Ökostrom in allen Niederlassungen deutlich gesenkt werden. Auch im Luftfrachtbereich konnten erste Erfolge durch den projektbasierten Einsatz von Sustainable Aviation Fuel, also alternativer Kraftstoffe, erzielt werden. Alles in allem stellt aber vor allem die Verlagerung von innerdeutschen Verkehren auf die Schiene die größten Einsparpotenziale dar: Hier hat Hellmann eine pauschale Reduktion von ca. 89 Tonnen CO2 pro Tag erzielt. Zukünftig will Hellmann auch hier zu 100% auf Ökostrom setzen.  

Gebrüder Weiss: Alternative Antriebe

In Sachen alternative Antriebe sammelt unser Gesellschafter Gebrüder Weiss Erfahrungen unter realen Bedingungen. So kommen seit fast drei Jahren Wasserstoff-Lkw im Regelbetrieb in der Schweiz und in Österreich, speziell für IKEA in Wien, zum Einsatz. Bei einer Betankungsdauer von nur 12 Minuten erreichen diese Modelle eine Reichweite von 420 Kilometern. Doch obwohl man eine Förderzusage in Deutschland erhalten hat, wird dieser Fahrzeugtyp bis auf Weiteres nicht bei uns eingesetzt. Grund hierfür ist vor allem die mangelnde Tankinfrastruktur. 

In Wien sind seit knapp acht Jahren auch E-Lkw für Gebrüder Weiss unterwegs, die rund 50 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Während die ältere Generation pro Akkuladung auf 150 Kilometer Reichweite kommt, erreichen neue Modelle, die auch in Deutschland fahren sollen, 250 Kilometer. Neben der eher geringen Reichweite stellen vor allem die fehlenden Stromleitungskapazitäten an den Standorten eine Herausforderung für den Tageinsatz dar. 

Große Hoffnungen hatte man auf LNG-Lkw nicht nur im Nahverkehr gesetzt, sondern auch für die Langstrecke. Denn mit Reichweiten von 1.200 und 1.400 Kilometern bei CO2-Einsparungen von rund 20 Tonnen pro Jahr bringt diese Antriebsart viele Vorteile an den Start. Doch seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind die Gaspreise schlagartig stark gestiegen. Bei Gebrüder Weiss sind die Gas-Lkw in Memmingen und Nürnberg trotzdem weiterhin im Einsatz – wenn auch mit erheblichen Mehrkosten.

ZUFALL: Citylogistik weitergedacht

Die ZUFALL logistics group zeichnet ihre Ausrichtung auf Logistik als nachhaltige Zukunftsbranche aus. Mit verschiedenen Start-ups und hoher Investitionsbereitschaft unterstützt und testet unser Gesellschafter innovative Projekte. Auch altbekannte Konzepte wie die letzte Meile werden dabei neu aufgerollt. Durch den Einsatz von Lastenrädern und die zirkuläre sowie konsolidierte Umstrukturierung von innerstädtischen Warenströmen konnten 2023 allein in der Pilotstadt Göttingen bis jetzt rund 4 Tonnen CO2 eingespart werden. 960 Pkw-Fahrten konnten von ZUFALL durch Zustellungen mit dem Lastenfahrrad ersetzt werden. 

ZUFALL arbeitet eng mit Kommunen zusammen, um die Effizienz urbaner Logistik ganzheitlich zu steigern. Vor allem die Konsolidierung und stringente Organisation von Kurier- und Lieferdiensten, die teilweise privat und größtenteils singulär sowie kraftstoffbetrieben erfolgen, zeigt Optimierungspotenzial auf. Indem ZUFALL perspektivisch auch Sharing-Geschäftsmodelle sowie die Rückführung von Wertstoffen mit in die letzte Meile einbezieht, kann auch die Wirtschaftlichkeit in diesem Bereich gestärkt werden. 

Streck Transport: Der Weg zur Klimaneutralität

Wie alle unsere Gesellschafter hat sich auch die Streck Transportges. mbH ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 will das Transport- und Logistikunternehmen aus Südbaden eine maximale Fläche zur Energiegewinnung nutzen, um große Stücke des Verbrauchs selbst zu stemmen. Außerdem sollen alle Gebäude sowie die eigene Flotte CO2-neutral werden. 

Auf dem Weg zur CO2-neutralen Spedition konnte Streck Transport schon einige Erfolge feiern. Die bis dato installierten Photovoltaikanlagen erzeugen bereits 2.000 Kilowattstunden-Peak, was eine rechnerische CO2-Einsparung von 900 Tonnen im Jahr ergibt. Im nächsten Jahr sind weitere 300 Kilowattstunden-Peak geplant; bis 2030 geht Streck Transport von einer möglichen Gesamtleistung von 6.000 Kilowattstunden-Peak aus. 

Über Geothermie werden bereits fünf der Speditionsgebäude geheizt und gekühlt. Innerhalb von fünf bis sieben Jahren wird sich so die initiale Investition amortisiert haben. Pro Jahr ergeben sich Einsparungen von rund 100 Tonnen CO2. Weitere Sanierungen und Umrüstungen sind in Planung.