Rückblick zur 5. DVZ-Konferenz: Stabilität durch Qualität

Am 08. November veranstaltete die Deutsche Verkehrszeitung bereits zum fünften Mal die „DVZ-Konferenz: Das richtige TMS als Schlüssel zur Spedition 4.0“. Mit rund 180 Teilnehmer.innen war die Fachveranstaltung im House of Logistics and Mobility, kurz HOLM, in Frankfurt in diesem Jahr so gut wie ausgebucht. Kein Wunder: Die zentrale Fragestellung der Veranstaltung, wie man Kundenbedürfnisse erkennt und mittels digitaler Lösungen richtig bedient, trifft die aktuelle Herausforderung für Logistiker im Kern. Denn die Corona-Pandemie hat ein weiteres Mal eindrücklich gezeigt, dass die zentrale Steuerung von Versorgungsnetzwerken über verlässliche Prognosen sowie die digitale Kollaboration unumgänglich ist. Der russische Angriffskrieg hat die Situation seitdem weiter verschärft. 

Zuverlässige Simulationen und Forecasts für mehr Stabilität

Stephan Opel war als Speaker vor Ort, um über den Einsatz von Prognosedaten im Netzwerk der System Alliance zu sprechen. In seiner Präsentation mit dem Titel „Nutzung von Prognosedaten in der Praxis: Landverkehr“ positionierte er die System Alliance als Impulsgeber für Netzwerkentwicklung und -steuerung. Denn den steigenden Mengen, volatilen Marktbedingungen und eingeschränkten Kapazitäten begegnet die System Alliance mit einem tatsächlichen Paradigmenwechsel. „Indem wir die zentrale Netzwerk- und Mengensteuerung innerhalb unserer Kooperation massiv ausbauen und stärken, erreichen wir deutlich mehr Stabilität durch Qualität“, erklärte der Geschäftsführer der System Alliance Netzwerk GmbH das Zielbild zu Beginn der Präsentation, „außerdem ermöglichen wir durch zuverlässige Simulationen und Forecasts die genaue Planung sowie den effizienten Einsatz verfügbarer Kapazitäten, denn Ressourcen werden auch zukünftig knapp bleiben“. Zusätzlich werden Prozesse im gesamten Netzwerk vereinheitlicht und optimiert. 

Tests unter realen Bedingungen

Im ersten Projektschritt wurde ein Softwareanbieter für die Umsetzung des ambitionierten Vorhabens gesucht. Wie Stephan Opel berichtete, habe man mit Siemens Digital Logistics und deren Supply Chain Suite einen idealen Partner gefunden, da die Software individuell angepasst und intuitiv bedient werden kann. Zusammen mit den IT-Spezialisten der Zentrale haben die Expert.innen von Siemens die KI auf den Einsatz im Netzwerk trainiert. Dazu wurde ein umfassender Datenpool erstellt und aufbereitet sowie die KI im Anschluss durch verschiedene Use Cases ausführlich getestet. 

Bevor die Softwarelösung im Netzwerk ausgerollt werden konnte, wurde sie auf Herz und Nieren getestet. In Bezug auf die Praxistauglichkeit präsentierte Stephan Opel drei Use Cases rund um die Themen Transparenz/Monitoring sowie Forecasts und Simulation. „Das klare Ziel: Wir erreichen mindestens 97 Prozent Genauigkeit bei den Prognosen, damit alle Betriebe an sämtlichen Standorten im Regelbetrieb laufen können und es weder zu Restriktionen noch zu Mengenbeschränkungen im Netzwerk kommt“, so der Geschäftsführer. Langfristig werden so besonders die Eingangsbetriebe entlastet, da eingehende Mengen planbarer werden und proaktive Maßnahmen zur Qualitätssicherung getroffen werden können. 

Einblicke in die Anwendung

Als Teil seiner Präsentation zur Digitalisierungsoffensive gab Stephan Opel dann auch anhand diverser Screenshots Einblicke in das KI-gestützte Programm. Das User-Interface zeigt den Partnern im Netzwerk auf einen Blick verschiedene Übersichten zu Routing, Sendungsarten und  
-mengen sowie KPIs rund um Sendungsanzahl, Gewicht und Fläche. Im gezeigten Beispiel anhand eines realen, anonymisierten Depotbetriebs erreichten die Forecasts eine Genauigkeit von 98,2%. Aber auch aus Sicht der Zentrale fasst die Anwendung wichtige Informationen prägnant zusammen: Das Dashboard „Geo-Visualisierung der Performance der Eingangsbetriebe“ zeigt durch Farbcodes in der Art eines Ampelsystems, welche Betriebe proaktive Unterstützung der Zentrale benötigen. „Auf der einen Seite erlauben frühzeitige Prognosen und belastbare Forecasts unseren Partnerbetrieben deutlich mehr Vorlauf- beziehungsweise Planungszeit. Auf der anderen Seite können wir als Zentrale mit Hilfe unseres Eskalationsmanagements aktiv werden, bevor es zu Einschränkungen bei der Performance eines Betriebs kommt“, so Stephan Opel. „Wirtschaftlichkeit gepaart mit prozessualer Stabilität gehört im Stückgutgeschäft angesichts des volatilen Markts mittlerweile mit zu den höchsten Gütern.“ 

Kooperationen rücken zusammen

Zudem machte Stephan Opel deutlich, dass Kollaboration in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird: „Als Netzwerke müssen wir künftig enger zusammenarbeiten. Es macht an vielen Stellen keinen Sinn, dass wir Ressourcen dreimal, viermal oder sogar fünfmal bereitstellen. Wir brauchen gemeinsame Mindeststandards für die Datennutzung; daran arbeiten wir mittlerweile auch schon übergreifend.“ 

 

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